Iljin, Michail

Fünf Jahre, die die Welt verändern

Erzählungen vom großen Plan

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Softcover 198 Seiten 2005, 1. Neuauflage der Ausgabe von 1931 10,0 x 15,0 cm 125 g 978-3-00-016545-0

Was war die Sowjetunion? Kann die sozialistische Planwirtschaft funktionieren oder denkt der Mensch nur an sich? Diese und viele weitere Fragen hilft dieses Buch zu beantworten. In äußerst eindrucksvoller und leicht verständlicher Weise schildert Iljin die Ereignisse rund um den ersten Fünfjahrplan der Sowjetunion, dessen Inhalte und Umsetzung. Er beschreibt den ersten Versuch, die Wirtschaft eines so riesigen Landes im Interesse der Menschen und durch die Werktätigen zentral zu planen und zu leiten, und auf welche Weise dieses „Wunder“ vollbracht wurde, wie die Sowjetmenschen das geschafft haben, wovon Kleinbürger und Großbourgeois sagten und sagen, dass es unmöglich sei.

Vorwort

Warum um alles in der Welt sollen wir ein Buch lesen, das von Ereignissen handelt, die 70 oder 80 Jahre zurückliegen; und noch dazu von Ereignissen, die so gar nicht im Gewand der großen Reden und Parlamentsdebatten oder der großen Schlachten daherkommen? Aber es gibt geschichtliche Ereignisse, die die Menschheit nie vergessen wird. Sie haben für immer das Gesicht der Erde, sie haben die Menschen für immer verändert. Natürlich gehört die Große Franzö­sische Revolution von 1789 dazu, die Commune von Paris von 1871, und der Rote Oktober in Rußland von 1917. Wir sagen: auch der Fünf-Jahr-Plan der jungen Sowjetunion, erstmals aufgestellt für die Jahre 1928 bis 1932, gehört zu diesen Ereignissen. Warum?

Wenn man genauer in die Geschichte hineinsieht, erkennt man, daß es gar nicht die „großen Männer“ sind, die sie machen, und ganz selten sind es die großen Schlachten, die sie entscheidend verändern. Nicht Robespierre, Danton und Marat haben die große Revolution von 1789 zu dem gemacht, was sie ist: zum radikalen Bruch mit der längst überholten Herrschaft des verkommenen mittelalterlichen Ausbeutersystems. Es waren die Handwerker und Arbeiter der Pariser Vorstädte, die die Revolution und den Umsturz gemacht haben. Die Pariser Commune konnte als Arbeiterrevolution schon offen aussprechen, wie sehr die Führer nichts sind, sofern sie nicht Ausführende des Willens und der mit der Hand zu greifenden Zukunft des von den Arbeitern geführten Volkes sind. Und als der große Rote Oktober von 1917 vorbei war, da stellte sich heraus, was Lenin und seine Partei dem Volk nie verheimlicht hatten, nämlich daß die großen Schlachten, die wirklichen Siege und Niederlagen nun erst begannen. Etwas vollkommen Neues war zu schaffen, etwas, wovon die Revolution von 1789 gar keine Ahnung haben konnte, wovon die Pariser Commune, weil ihr die deutschen und französischen Kapitalisten nur 72 Tage Zeit ließen, nur erste Ansätze entwickeln konnte. Zu schaffen war die Produktion und die Verteilung der Produkte in einer Gesellschaft, in der die bisherigen Besitzer der Produktionsmittel zum Teufel gejagt waren. Zu schaffen war, daß die Arbeiter nicht nur die Staatsmacht, sondern die gesamte Wirtschaft ihres Landes in die Hand nehmen konnten, aber auch mußten. Die Erfahrung war zu machen, daß nur so der Lauf der Welt wie die Menschen selbst zum Besseren gewendet werden konnten. Die Kriege und Schlachten waren jetzt andere. Sie wurden geführt gegen die Unterentwicklung des Landes. Sie wurden aber auch geführt gegen die Reste der alten Gesellschaft in den Köpfen, gegen den Schlendrian, gegen Verschwendung, gegen die Trägheit, gegen die alten Ideen, die nicht mehr taugten für die neue Welt. Es stellte sich heraus, daß diese Kriege langwieriger und schwieriger waren als die militärischen Kämpfe gegen den Zaren und seine Armee, gegen die Kapi­talisten und ihre Staatsgewalt. Sozialismus, das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung, hatte Lenin gesagt. Der Fünf-Jahr-Plan war den Arbeitern dabei eine Waffe.

„Eine andere Welt ist machbar“, das ist eine Losung, die heute nahezu jeder außer den ausgepichtesten Vertretern der alten Ordnung im Mund führt. Diese Losung taugt nicht viel, wenn man nicht dazusagt, wessen Welt das sein soll, wer sie schaffen und aufbauen soll, welche Instrumente man braucht und wen man auf dem Weg dahin besiegen muß. Dieses Buch ist ein Bericht über den wirklichen Aufbau einer anderen Welt.

Mag der Leser an der einen oder anderen Stelle ruhig schmunzeln über Dinge, die uns heute veraltet erscheinen; angesichts von elektronischer Post und Internet schmunzelt er vielleicht darüber, welchen Sieg es in diesen Jahren bedeutete, eine Telefonleitung auf dem Land zu installieren. Der da schmunzelt soll nur nicht vergessen, daß er selber heute noch in einer Welt lebt, in der es in ganz Schwarzafrika weniger Telefone gibt als in Manhattan. Vor allem aber soll er eines nicht vergessen: Freilich handelt dieses Buch von Turbinen und Staudämmen, von Telefonen und Mähdreschern.

Indem es davon handelt und wie es davon handelt, handelt es gleichzeitig von etwas viel Größerem, nämlich davon, daß die Arbeiter imstand sind, die neue Welt zu erbauen, und wie sie dies tun können. „Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Das hat der bürgerliche Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry geschrieben. Natürlich wissen wir um die Wichtigkeit von Holz und Werkzeug. Wir müssen ebenso wissen, daß das weite, endlose Meer vor uns liegt, und daß es befahren werden kann. Auch davon handelt dieses Buch.

 

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Inhaltsverzeichnis

Artikelnummer: L978083

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